Es ist nicht bekannt, wie Märkte von altersher in Cuxhaven stattfanden oder aussahen. In irgendeiner Form wird es sie aber wie überall gegeben haben.

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts erbitten Ritzebütteler Kaufleute und Handwerker dann vom derzeitigen Amtmann Nicolaus von Som die Erlaubnis, für den Flecken Ritzebüttel einen jährlichen Krammarkt auf dem Ritzebütteler Marktplatz ausführen zu dürfen. Als Termin denkt man dabei an den Frühling. So findet der erste offizielle Fleckenmarkt 1751 am Sonntag vor Pfingsten statt. Ausgetragen wird er auf dem alten Ritzebütteler Marktplatz, sowie auf der Südersteinstraße und in der Kleinen Hardewiek. Was aber nicht heißt, dass nicht in der Folgezeit trotzdem noch nebenher kleinere Märkte an anderen Orten stattfanden, so z.B. in Brockeswalde.

Ursprünglich waren Märkte, und so auch der Ritzebütteler, überwiegend Handels- und Handwerksmärkte. Es wurden von den eingesessenen, aber auch umliegenden oder wandernden Betrieben jeder Größe, Waren oder Dienstleistungen angeboten. Häufig war es auch üblich, dass die örtlichen Handwerker am jährlichen Markttag die Arbeiten des vergangenen Jahren abkassierten.


Aber auch die Freuden des Lebens kamen nicht zu kurz. Natürlich gab es auch Schausteller oder Zuckerbäcker, den `Hau den Lukas´ oder das Bierzelt, das Kasperletheater oder Bänkelsänger, der spannende Geschichten zum Besten gab. Insgesamt bestritten etwa 70 Aussteller diesen ersten Markt zu Ritzebüttel vor nunmehr über 250 Jahren.
In Aufzeichnungen Hoffmann von Fallerslebens [1] aus dem Jahre 1845 ist zu lesen: „… Wir trafen viele Freunde und Bekannte, spazierten auf dem dürftigen Jahrmarkte umher, sahen uns die Gaukler und Seiltänzer an und fanden dann das beste Vergnügen in unserer Gesellschaft, als wir zu Nacht speisten.“

Mit der Ernennung der Gemeinde Cuxhaven zur Stadt im Jahre 1907 wird erstmals am 9. Oktober der Markt auf den Herbst verlegt, was bis heute Marktzeit geblieben ist. Gleichzeitig werden hiermit der Ritzebütteler Krammarkt und drei Viehmärkte zusammengefasst.
Mit Freiwerden des heutigen Marktplatzes durch den Abriss der dortigen Vorwerke im 19. und 20. Jahrhundert und seiner Erweiterung nach Süden in den 1960er Jahren verlagert sich der Markt auch zunehmend mit auf diesen heutigen Marktplatz. Dabei bleiben aber nach wie vor die alten Standorte aufgrund der ständigen Ausdehnung des Marktes bis heute erhalten.

Mittlerweile hat sich das Gesicht des Marktes etwas gewandelt, vom Wirtschaftsmarkt hin zum Vergnügungsmarkt. Nicht mehr zu finden ist der Viehmarkt und ebenso wenig der Handwerker oder Händler, abgesehen von den kleinen Wanderhändlern. Statt des `Kasperle´ die `Krake´, statt der Drehorgel über das `Orchestrion´ das Diskozelt, statt ´Jonas der Wal´ der `Alaska-Express´. Nur ´Hau den Lukas´scheint zeitlos zu sein. Aber ebenso gehört der Autoscooter, das Riesenrad oder das Karussell noch dazu. Seltener geworden sind dann schon das Ketten-Karussell, die Steilwandkaskadeure oder die Überschlag-Schaukel, genannt Affenkäfig. Eine Cuxhavener Fleckenmarkt-Institution ist der im historischen Marktwagen vor den Augen der Genießer zubereitete und gebackene heiße Berliner. Und was sich noch mit den Jahrzehnten und Jahrhunderten entwickelt hat, sind die großen Namen der Schausteller- oder Beschickerdynastien: De Ville, Keuneke oder andere.

Eine Besonderheit ist der auch heute noch gängige Name `Fleckenmarkt´, begründet durch seine regionale Herkunft, dem Flecken Ritzebüttel. Auch wenn es im Norden noch weitere Fleckenmärkte gibt, so wird die Bezeichnung weiter südlich kaum verstanden. Ebenfalls geläufige Bezeichnung ist aber auch Jahrmarkt, weil jährlich ausgeführt.
Eine weitere Besonderheit: Es kann sein, dass ein Leichenzug aus der Martinskirche auf dem Weg zum Friedhof den Markt queren muss.
Und letztlich kann man ziemlich sicher davon ausgehen, dass am Marktwochenende Regen zu erwarten ist.

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